Die Gestaltung der Schlussphase
Wie beendet man als Trainer ein Seminar?
Ebenso wie der Trainingsbeginn hat das Trainingsende bestimmte Besonderheiten, die ein Trainer beachten sollte. In der Anfangsphase wurde ein Gruppengebilde aufgebaut, in der Schlussphase muss dieses Gebilde wieder aufgelöst werden. Das Trainingsende ist dadurch gekennzeichnet, dass die Teilnehmer auf der einen Seite in Aufbruchstimmung sind und auf der anderen Seite Abschied von den Gruppenmitgliedern nehmen.
Viele Teilnehmer sind am letzten Tag mit den Vorbereitungen für die Abfahrt beschäftigt. Wann fährt mein Zug, gerate ich in einen Stau, wann bin ich Zuhause, wo stelle ich meinen Koffer unter. Gegen Trainingsende werden inhaltlich neue Themen nicht mehr richtig aufgenommen. Auch nimmt gegen Ende die Distanz in der Gruppe wieder zu, damit man sich leichter verabschieden kann.
Gerade wenn die Gruppe sehr intensiv zusammengearbeitet hat, steht das Abschiednehmen sehr im Vordergrund. Bei längeren Ausbildungen macht hier eine Abschlussveranstaltung Sinn. Auch sollte der Trainer den Lerntransfer, also die Umsetzung des Gelernten in die Praxis, fördern. Die Teilnehmer fragen sich häufig gegen Seminarende, wie sie jetzt die gelernten Dinge in die Praxis umsetzen können.
Es geht ewig zu Ende, und im Ende keimt der Anfang.Peter Rosegger
Für den Trainer ergeben sich in der Abschlussphase folgende Aufgaben:
1. Mit den Teilnehmern einen Seminarrückblick bzw. eine Zusammenfassung durchführen
2. Offene Fragen klären
3. Die Umsetzung des Gelernten in die Praxis fördern ("Lerntransfer")
4. Rückmeldung über den gesamten Seminarverlauf einholen
5. Unabgeschlossenes im Seminar abschließen
6. Gegebenenfalls einen Maßnahmenplan aufstellen
7. Gemeinsam Abschied nehmen
Folgende Fragen sind für die Schlussphase wichtig:
- Wann beginne ich mit der Schlussphase?
- Wie viel Zeit reserviere ich für abschließende Dinge?
- Welche organisatorischen Dinge muss ich erledigen?
- Folgetermin?
- Aufräumen des Seminarraumes?
- Teilnahmebestätigungen?
- Spätester Abschlusstermin?
- Literaturhinweise?
- Teilnehmerunterlagen?
- Seminardokumentation?
- Wie wird mit vertraulichen Informationen umgegangen?
- Welche Themen müssen noch abgeschlossen werden?
- Was kann ich für den Lerntransfer tun?
- Müssen wichtige Aktivitäten auf einem Maßnahmenplan eingetragen werden?
- Wie werte ich das Seminar aus?
- Übungen gegen Ende? - Seminarbeurteilungsbögen?
- Test?
- Wie gehe ich mit dem Feedback um? - Was nehme ich als Leiter aus dem Seminar mit?
- Was will ich mit Kollegen oder meinem Auftraggeber besprechen?
Wenn man sich diese Fragen anschaut, gibt es für den Trainer in der Schlussphase eine ganze Reihe von Aufgaben zu bewältigen. Wichtig ist hier, als Trainer keine unnötige Hektik aufkommen zu lassen, damit offene Fragen oder Klärungen noch Platz haben.
Die Seminarabschlussrunde
Obwohl die Seminarabschlussrunde von vielen Trainern vernachlässigt wird, macht sie durchaus Sinn, um qualitatives Feedback von den Teilnehmern zu bekommen. Weiterhin können hier offene Fragen beantwortet und Transferprobleme besprochen werden. Grundvoraussetzung für eine gute Seminarabschlussrunde sind klare, visualisierte Fragen, die man den Teilnehmern stellt und genügend Zeit. Die Seminarabschlussrunde sollte auch nicht "Manöverkritik" oder "Feedbackrunde" genannt werden, da es ja nicht nur um Kritik am Seminar oder Feedback für den Trainer geht. Es wird ja in gemeinsamer Verantwortung das Seminar beendet und ausgewertet.
Günstige Fragen:
- Wie war das Seminar insgesamt für Sie?
- Was war für Sie wichtig?
- Was nehmen Sie mit in die Praxis?
- Wie zufrieden sind Sie mit den Arbeitsergebnissen?
- Was lief gut, was war verbesserungswürdig?
- Was nehmen Sie mit nach Hause und was möchten Sie hier lassen?
- Was war für Sie die letzten Tage wichtig?
- Was möchte ich der Gruppe oder dem Trainer noch sagen?
- Mit welchen Gedanken und Gefühlen verlasse ich den Raum?
- Was kann ich umsetzen, was kann ich nicht umsetzen?
Autor: Ingo Krawiec, Krawiec Consulting
Zweite, überarbeitete Fassung vom 05.08.2014