Besser mit dem Chef klarkommen

Wenn es mit dem Chef mal nicht so gut funktioniert, was kann man tun?


Besser mit dem Chef klarkommen (Nr.1)Viele Mitarbeiter in Unternehmen klagen häufig über ihren Vorgesetzten. Untersuchungen des Betriebsklimas zeigen, dass leider nur wenige Mitarbeiter mit ihren Vorgesetzten zufrieden sind. Nun kann man es beim Klagen belassen, sich zurückziehen und sogar in die innere Kündigung gehen oder aber versuchen, etwas zu verändern. Man ist ja schließlich auf den Vorgesetzten angewiesen, von ihm abhängig und muss mit ihm zusammenarbeiten. Die Zusammenarbeit muss gewinnbringend und angenehm sein, um zufrieden im Job arbeiten zu können.

 

Hintergrund einer schlechten Beziehung zum Vorgesetzten ist oft, dass sich Mitarbeiter als Opfer nach dem Motto "Wenn mein Chef nicht wäre, würde ich ..." fühlen. Durch diese Opferhaltung kann leider nicht viel verändert werden, denn man gibt dem anderen ja die Schuld dafür, dass sich nichts verändert. Nur wer selbstverantwortlich versucht, die Beziehung zum Chef zu gestalten, kann etwas verändern. Ursachen einer schlechten Vorgesetzten-Mitarbeiter-Beziehung liegen sowohl im Verhalten des Mitarbeiters als auch im Verhalten des Vorgesetzten. Es ist wie mit der Henne und dem Ei, was war zuerst da? Wer hat Schuld an dem schlechten Vorgesetzten-Mitarbeiter-Verhältnis?

 

Für Mitarbeiter ist die Beziehung zum Vorgesetzten nicht leicht, da die Macht und Autorität des Vorgesetzten häufig als Projektionsfläche für vielfältige, vergangene Autoritätserfahrungen mit Lehrern, Eltern usw. dient. Vielleicht beruht mancher Konflikt mit Ihrem Chef auf einen Vorgang aus der Vergangenheit, alte Muster wiederholen sich und bringen alte Gefühle wieder hervor.

 

Love it, leave it or change it. Ingo Krawiec

 

 

Was kann man nun tun, um mit dem Vorgesetzten besser klarzukommen?

1. Der Chef ist mein Kunde

Die Haltung, den Chef als Kunden und sich selber als Lieferant von Dienstleistungen zu sehen, kann helfen, die Beziehung zum Chef aus einer anderen Perspektive zu sehen. Auch wenn man gerne einen besseren Chef hätte, ist er schließlich mein Kunde und der Kunde ist die wichtigste Person im Geschäft. Lieferant zu sein heißt nicht, sich zum Leibeigenen zu machen oder unterwürfig zu sein. Wer sich klein macht, wird von anderen auch klein behandelt. Finden Sie heraus, was Ihr Chef braucht und wie Sie es ihm liefern können. Betreiben Sie Marktforschung. Was sind die spezifischen Bedürfnisse Ihres Chefs? Geschäftliche Beziehungen sind immer von einem Geben und Nehmen geprägt, je mehr Sie geben und zu mehr können Sie auch verlangen.

Verbessern Sie Ihren Kundenservice.

 

2. Vorgesetzte sind wie das Wetter

Vorgesetzte sind wie das Wetter: Es kann gut sein oder schlecht sein und wir können es nicht ändern. Es ist ein wenig so, wie die Engländer sagen: "Es gibt kein schlechtes Wetter, man hat nur manchmal die ungeeignete Kleidung an!" Somit akzeptieren Sie Ihren Chef so, wie er ist und suchen Sie nach Strategien wie Sie ihm besser klarkommen können.

 

Wie könnte diese Schlechtwetterkleidung bei Ihnen aussehen? Was können Sie tun um mit Ihrem Vorgesetzten besser klar zu kommen? Gab es bisher Situationen, wo Sie Ihre Absichten gegenüber Ihrem Vorgesetzten erfolgreich realisiert haben? Lernen Sie, Strategien zu entwickeln, die im Umgang mit Ihrem Vorgesetzten erfolgreich sind. Tasten Sie sich über Versuch-und-Irrtum heran: Wenn eine Verhaltensweise nicht funktioniert, probieren Sie kreativ eine andere aus.

 

3. Gestalten Sie aktiv die Beziehung zu Ihrem Chef

Viele Mitarbeiter erwarten, dass ihr Vorgesetzter auf sie zukommt und die Beziehung gestaltet. Aber das könnte dauern. Gestalten Sie selbst die Beziehung zu Ihrem Chef. Gehen Sie auf ihn zu und betreiben Sie Smalltalk. Vielleicht zollen Sie ihm auch mal Anerkennung, wenn er etwas gut gemacht hat. Finden Sie seine Interessen, Hobbys und Bedürfnisse heraus und stellen Sie sich darauf ein. Betreiben Sie ein Stück "Führung von unten"!

 

4. Tue Gutes und rede darüber.

Diese alte Karriere-Regel gilt immer noch. Wenn der Chef mein Kunde ist, muss ich mich ihm gegenüber auch verkaufen, um Vorteile zu erlangen. Gute Leistungen allein reichen nicht aus. Stellen Sie die Dinge, die Sie erfolgreich durchgeführt haben, angemessen heraus. Erinnern Sie Ihren Vorgesetzten und andere wichtige Personen an vergangene Erfolge. Betreiben Sie ein persönliches Marketing und setzen Sie sich positiv ins Licht. Entwickeln Sie Fingerspitzengefühl dafür, um es nicht zu übertreiben und vor Ihren Kollegen als Angeber gesehen zu werden.

 

5. Steter Tropfen höhlt den Stein.

Wenn Dinge Sie stören, sprechen Sie diese an, und geben Sie nicht auf, wenn Sie beim ersten Mal nicht Ihr Ziel erreichen. Ein normaler Chef hat viel zu tun und bekommt von vielen Mitarbeitern nur Probleme zu hören. Eine kleine Beschwerde oder ein Anliegen von Ihnen geht im Tagesgeschäft unter. Eventuell müsste er wegen Ihres Anliegens selbst Rücksprache mit seinem Vorgesetzten halten, was er vielleicht vermeiden möchte. Nur wenn ein Chef etwas immer wieder hört, ist er veranlasst, etwas zu unternehmen. Geben Sie nicht auf und sprechen Sie Dinge häufiger an. Wiederholen Sie sich wie eine "Schaltplatte mit Sprung" oder eine "tibetanische Gebetsmühle".

 

6. Lassen Sie Dinge eskalieren, wenn Sie gar nicht weiterkommen

Wenn Sie schon alles versucht haben, gehen Sie eine Hierarchiestufe höher und sprechen Sie die Dinge beim Vorgesetzten Ihres Chefs an. Allerdings ist dies eines der letzten Mittel. Viele Vorgesetzte reagieren ärgerlich darauf, wenn man Ihren eigenen Vorgesetzten aufsucht und damit an ihnen vorbei geht ("By-Passing"). Jedoch ist dies in manchen Situationen eine durchaus sinnvolle Strategie. Hilfreich ist auch, den eigenen Vorgesetzten zu informieren, bevor man höhere Hierarchiestufen aufsucht, um ihm Gelegenheit zu geben, doch noch aktiv zu werden.

 

7. Bringen Sie gute Argumente, wenn Sie etwas erreichen wollen

Viele Vorgesetzte verfügen über ein gutes rhetorisches Geschick. Bereiten Sie deswegen das Gespräch mit Ihrem Vorgesetzten gut vor. Machen Sie sich Ihre Ziele klar. Bringen Sie schlagkräftige Argumente. Haben Sie Argumente in der Hinterhand, wenn die ersten Argumente vom Vorgesetzten entkräftet werden. Zeigen Sie Rückgrat und fallen Sie nicht beim ersten Gegenargument um.

 

8. Sie haben Ihren Chef selbst gewählt

Machen Sie sich immer wieder bewusst, dass Sie Ihren Chef selbst gewählt haben. Schließlich haben Sie ja das Unternehmen gewählt, in dem Sie arbeiten. Wenn Sie gar nicht mit Ihrem Vorgesetzten klarkommen, können Sie ja Ihren Arbeitsbereich oder das Unternehmen wechseln. Jetzt werden bestimmt viele sagen, dass dies aufgrund der ist wegen Arbeitsmarktlage, Unternehmenslage usw. nicht so einfach ist. Mit der Einstellung "Ich brauche unbedingt diesen Arbeitsplatz."haben Sie als Mitarbeiter jedoch schlechte Karten. Denn, wer sich in Gesprächen mit Vorgesetzten als abhängig definiert, kann bei diesen wenig erreichen. Eine schwache Verhandlungsposition wird von anderen schnell erkannt und ausgenutzt.

 

9. Entwickeln Sie ein berufliches Netzwerk

Vernetzen Sie sich mit anderen Kollegen, tauschen Sie sich aus und knüpfen Sie Kontakte. Wenn Sie ein Netzwerk mit Kollegen haben, können Sie bei Problemen und Meinungsverschiedenheiten auf dieses zurückgreifen. Auch Netzwerke außerhalb des Unternehmens können hilfreich sein. Es verbessert deutlich Ihre persönliche Marktposition. Ein Netzwerk bilden hat nichts mit Geheimbünden zu tun, sondern soll Ihnen Rückhalt sowohl im Unternehmen als auch bei Krisen geben. Networking zu betreiben ist einer der wichtigsten Karrieretipps.

 

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Autor: Ingo Krawiec, Krawiec Consulting

Zweite, überarbeitete Fassung vom 18.03.2013