Trainerpersönlichkeit

Welche sechs persönliche Faktoren des Trainers beeinflussen den Seminarerfolg?


TrainerpersönlichkeitDass die Persönlichkeit des Trainers, seine Vorlieben und Kompetenzen fast noch mehr den Trainingserfolg beeinflussen als der Inhalt eines Seminars, ist hinreichend bekannt. Umso mehr fragt man sich als Teilnehmer und Beobachter, ob manche Trainer es nicht für nötig halten, das, was sie predigen, auch vor zu leben.

Beispiele dafür sind Legion. Eben haben wir über einen Trainer gesprochen, der Bedarfsanalyse predigt, sie aber selbst unterlässt. Von einigen Trainern ist bekannt, dass sie viel und oft vom Rapport reden - dem guten Draht zu anderen Menschen - diesen jedoch im Kaffeegespräch in der Seminarpause selbst nicht zustande bringen. Das ist alles menschlich und entschuldbar - Trainer sind keine Götter. Leider messen die Teilnehmer den Trainer nicht nur danach, was er sagt, sondern auch danach, was er tut. Und wenn beides sich widerspricht, ergibt sich eine Inkongruenz - ein klassischer Lernverhinderer.

 

Wir überzeugen durch unsere Persönlichkeit.Walt Whitman 

Neben der Vorbildfunktion beeinflussen sechs persönliche Faktoren eines Trainers seinen Trainingserfolg:

1. Fachwissen

2. Positive Einstellung zum Thema

3. Wertschätzung

4. Humor

5. Kompetenz, mit Gruppen um zu gehen

6. Kommunikationskompetenz

 

Diese sechs Punkte sind jedem Trainer bekannt - oft jedoch nicht deren Konsequenzen. Unter Fachwissen verstehen Trainer nämlich regelmäßig etwas anderes als ihre Teilnehmer. Eine Führungskraft hält einen Trainer für fachkompetent, wenn dieser "mitreden" kann - nicht wenn er bestimmte Führungsmethoden beherrscht. Das mag ungerecht sein - aber es ist nun mal so. Zur Fachkompetenz gehört beides: technische und praktische Kompetenz.

 

Auch die positive Einstellung lässt oft zu wünschen übrig. Bedenken Sie: Selbst freiwillig anwesende Teilnehmer leiden am Seminarthema, weil sie sich verändern müssen - das bedeutet Lernen schließlich. Da treten häufig Enttäuschungen und Entmutigungen auf. Diese muss der Trainer auffangen - und nicht auch noch in dieselbe Kerbe hauen, indem er das Thema unnötig problematisiert. Von Trainern wird wie selbstverständlich Wertschätzung erwartet. Und jede(r) ist auch fest davon überzeugt, sie zu geben.

 

Im Gegensatz zu den Teilnehmern, die manchmal klagen: "Ich kam mir richtig blöd bei meiner Zwischenfrage vor - wenn der Trainer schon so kritisch guckt!" Problemlosen Teilnehmern Wertschätzung zu zeigen, kann jeder. Dazu muss ich kein Trainer sein. Die Kompetenz eines Trainers zeigt sich erst dann, wenn es darum geht, in schwierigen Situationen schwierigen Teilnehmern mit schwierigen Anliegen Wertschätzung zu zeigen.

Ähnlich verhält es sich mit dem Humor als lernförderlichem Mittel. Jeder weiß, dass mit Humor alles leichter fällt; auch das Lernen. Warum wird er dann so selten praktiziert? Weil viele meinen, Humor ergebe sich von selbst. Nichts stimmt weniger. Humor ist Traineraufgabe. Suchen Sie ihn mit der Lupe. Trainieren Sie sich selbst darin, vieles einfach mit Humor zu nehmen. Dazu zählt auch, sich selbst nicht so ernst zu nehmen. Eine schwierige Aufgabe? Sicher.

 

Doch um schwierige Aufgaben zu lösen, sind wir Trainer geworden. Durch die eigene Persönlichkeit zu überzeugen, fällt am Anfang naturgemäß schwerer. Es fällt nach und nach leichter - aber nur, wenn Sie die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit als Aufgabe sehen und praktizieren. Viele Trainer überlassen das dem Zufall. Hoffen darauf, dass die Erfahrung sie reifen lässt. Eine trügerische Hoffnung. Denn um aus Erlebnissen Erfahrungen zu machen, benötigt es die aktive Reflexion, Veränderungswillen und persönliches Change Management. Investieren Sie in die eigene Persönlichkeit. Besuchen Sie Fortbildungen. Es lohnt sich. Für Sie und Ihre Teilnehmer.

 

Welche Persönlichkeitsfaktoren beeinflussen unsere Überzeugungskraft?

1. Glaubwürdigkeit

Je glaubwürdiger ein Redner ist, umso mehr vertraut man ihm und umso besser kommen auch seine Argumente an. Man kann nur überzeugend für etwas eintreten, an das man wirklich glaubt. Ein Finanzminister, der selbst im Luxus schwelgt, wirkt unglaubwürdig. Des Weiteren hängt die Glaubwürdigkeit auch vom persönlichen Hintergrund und den Erfahrungen ab. Einem Trainer für Führungskräfte, der selbst Führungskraft war, glaubt man mehr. Reinhold Messner nimmt man seine Geschichten über die Berge ab, weil er sie selbst erlebt hat. Für den Redner oder Trainer ist es wichtig seinen Bezug zum Thema kompetent zu vermitteln und die Dinge von denen gesprochen wird auch als Person zu verkörpern.

 

2. Begeisterungsfähigkeit

Begeisterungsfähigkeit ist eine häufig geforderte positive Eigenschaft über die ein Redner verfügen sollte. Doch was meint man eigentlich mit dieser teilweise etwas abgenutzten Vokabel? Begeisterungsfähigkeit heißt, dass man selbst voll hinter einer Sache steht und Herzblut hineinsteckt. Natürlich gehört auch der Spaß am Erzählen dazu. Begeisterung für ein Thema zu entwickeln und vor allem auch zu halten, ist eine große Herausforderung für den professionellen Redner. Es ist beeindruckend, wie so mancher Talkmaster auch nach der hundertsten Sendung die gleiche Frische und Lebendigkeit ausstrahlt.

 

3. Authentizität

Authentische Redner überzeugen dadurch, dass für das Publikum die Gedanken und Gefühle des Redners (innen) und mit dem gezeigten Verhalten (außen) übereinstimmen. Wer nur ein Pokerface zeigt, dem kann man nur schwer Vertrauen schenken. Wer unnatürlich redet, baut Misstrauen auf. Jede Maskierung wird längerfristig vom Publikum erkannt. Nur wer sich als Redner wirklich so gibt, wie er tatsächlich ist, überzeugt.

 

4. Fachkompetenz

Personen, denen man eine hohe Fachkompetenz zutraut, überzeugen stärker. Wenn ein Arzt über einen Diätplan redet wird man ihm mehr vertrauen als einem Lehrer/Banker. Ein Doktortitel hat in Deutschland nach wie vor einen hohen Stellenwert für die Überzeugungskraft einer Rede.

 

5. Ähnlichkeit zum Publikum

Ein Redner sollte Ähnlichkeiten mit dem Publikum haben oder umgekehrt nicht zu stark von der Zielgruppe abweichen. Eine klassische Rockband würde beim Musikantenstadl nur Buhrufe ernten, eine bayrischen Trachtengruppen wird nicht vom jedem Jugendlichen geschätzt. Je mehr Ähnlichkeiten ein Redner zum Publikum aufbauen kann, umso glaubwürdiger und sympathischer wird er eingeschätzt. Auch wenn der Redner bestimmte Grundwerte und Einstellungen des Publikums verletzt wird er schnell abgelehnt.

 

6. Gelassenheit

Ein Redner sollte eine gewisse Ruhe, Gelassenheit und Sicherheit ausstrahlen. Menschen wollen Menschen, die ihnen Sicherheit geben. Wenn man als Redner selbst Unsicherheit ausstrahlt, sinkt die Glaubwürdigkeit beim Publikum. Versuchen Sie ein hohes Maß an Sicherheit auszustrahlen und Sie zeigen auch die Sicherheit im Thema.

 

7. Kontakt zum Publikum

Nur wer als Redner einen guten Kontakt zum Publikum aufbauen kann, wird von ihm geschätzt. Kontaktaufbau heißt, auch einen guten Blickkontakt aufzubauen und auf die Anliegen und Fragen des Publikums einzugehen. Es heißt auch, die Sprache des Publikums zu sprechen und die Herzen zu bewegen.

 

8. Emotionalität

Selbst Emotionen zu zeigen ist ein wichtiger Faktor persönlicher Überzeugungskraft. Menschen wollen auch Emotionen mitbekommen. Sie wollen Freude und auch Ärger miterleben. Dies macht eine Rede plastisch und lebendig. Voraussetzung ist hier natürlich, dass mit dem Thema auch Emotionen verbunden und in Erinnerung gerufen werden. Emotionen sind bei einer Rede das Salz in der Suppe.

 

9. Wertschätzung

Nur wer sein Publikum auch schätzt kann andere überzeugen. Wer als Redner Arroganz oder Missachtung zeigt, wird schnell abgelehnt. Redner, die ihr Publikum abwerten, werden nie die volle Sympathie erhalten auch wenn sie fachlich überzeugen. Wertschätzung dem Publikum zu zeigen beinhaltet auch, eine positive Grundstimmung auszustrahlen.

 

Autor: Ingo Krawiec, Krawiec Consulting

Zweite, überarbeitete Fassung vom 14.05.2021